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Unerfüllter Kinderwunsch – Natürliche Empfängnisregelung als Therapie

Tagung IANFP/IGNFP, Zürich 2004

Die Zahl der Ehepaare, die ungewollt kinderlos sind, ist gross. Es sind zur Zeit ca. 20% der Paare mit steigender Tendenz. Ein unerfüllter Kinderwunsch ist oft mit grossem Leid verbunden. In 50% der Fälle liegt die Ursache bei der Frau, in 35% der Fälle beim Mann. Bei den übrigen liegt es an beiden Partnern oder bleibt die Ursache ungeklärt. Eine medizinische Fachtagung der Internationalen Ärztevereinigung für Natürliche Familienplanung (IANFP) und der Interessengemeinschaft für Natürliche Familienplanung (IGNFP) hat sich in Zürich mit den Ursachen, Abklärungen und therapeutischen Möglichkeiten befasst.

Vielfältige Ursachen
Die gynäkologischen Aspekte behandelte Dr. med. Rudolf Ehmann (ehemaliger Chefarzt Gynäkologie, Stans). Die bekannten Ursachen sind vielfältig. Eine intensiv praktizierte Empfängnisverhütung kann zu dauernder Sterilität führen. Eine permissive Lebensweise hat wieder zu einer starken Zunahme von Geschlechtskrankheiten geführt. Vor allem die Chlamydien-Infektionen haben stark zugenommen. Wenn sie nicht rechtzeitig bemerkt und behandelt werden, können sie zu Unfruchtbarkeit führen. Dazu kommen andere Krankheiten und Lebensweisen, welche die Fruchtbarkeit reduzieren: Zuckerkrankheit, Magersucht, Fettsucht, Nikotin und Alkohol, um nur einige zu nennen. Auch psychogene Faktoren wie z.B. Neurosen und Stress spielen eine Rolle. Bei den Männern wäre darauf hinzuweisen, dass man in den vergangenen 50 Jahren eine Halbierung der Spermienzahl beobachten konnte. Vieles spricht dafür, dass das mit der hormonellen Belastung des Grundwassers und anderen Umwelteinflüssen zu tun hat. Es gibt aber auch soziale Ursachen. Die frühen sexuellen Kontakte der Teenagers lassen die Infektionen zunehmen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Fruchtbarkeit ab. So wird aus einem späten nicht selten ein unerfüllter Kinderwunsch.

Mit unerfüllten Wünschen leben
Frau Dr. med. Katharina Schmid (Psychiaterin, Zürich) mahnte die Schulmedizin zu einer ganzheitlicheren Sicht des Menschen. Krankheiten sind nicht nur in ihrer Symptomatik anzugehen, sondern auf dem Hintergrund der Lebensgeschichte zu beachten. Wenn der Mensch seinen "Ort zwischen Himmel und Erde" verliert, kann er psychosomatische Symptome entwickeln. Gerade auch in Bezug auf definitiv unerfüllten Kinderwunsch geht es darum, dem Menschen in der Therapie zu helfen, sein Schicksal anzunehmen. Vor allem Religionen können ihn darin wirksam unterstützen.

Natürliche Empfängnisregelung als Therapie
Die Natürliche Empfängisregelung ist in unserem Land wenig verbreitet. Sie ist zwar von der WHO anerkannt. Aber unter der Verhütungspropaganda der pharmazeutischen Industrie hat sie bei den Schulmedizinern und in der Öffentlichkeit einen schweren Stand. Falsche Vorurteile werden verbreitet und so sind die modernen Methoden der Selbstbeobachtung wenig bekannt. Das könnte sich nun aber ändern. Die natürlichen Methoden der Empfängnisregelung haben sich nämlich als hilfreich erwiesen in der Unfruchtbarkeitsbehandlung des Paares.
Dr. med. Phil Boyle (Galway, director of the FertilityCareTM Centres of Europe, FCCE) gab einen eindrücklichen Bericht über die erfolgreiche Fertilitätstherapie mit NaProTechnologie (Natural Procreative Technology). Dabei werden die wissenschaftlich erhärteten Erkenntnisse der natürlichen Empfängnisregelung dazu verwendet, Unfruchtbarkeit zu therapieren. Ausgangspunkt sind also die Zyklusbeobachtungen der Frau. Aus den Aufzeichnungsmustern ergeben sich wertvolle Hinweise auf die Ursachen der Sterilität. Diese werden dann ganzheitlich, d.h. je nach Notwendigkeit medikamentös, operativ, mit Stress-Beratung und Seelsorge behandelt. Die Ergebnisse sind durchaus beachtlich. Von 1500 behandelten Paaren (Durchschnittsalter der Frauen 36 Jahre, Unfruchtbarkeit seit 5 Jahren) sind durchschnittlich ein Drittel schwanger geworden. Sogar nach erfolglosen Versuchen mit In Vitro Fertilisation (IVF) hatten 20 bis 30% eine erfolgreiche Schwangerschaft bei Beendigung des Programms. Angesichts der ethischen Problematik, der hohen materiellen und psychischen Kosten und der relativ geringen Erfolgsaussichten von IVF ist das eine wirklich gute Nachricht.
Frau Dr. med. Paola Pellicanò (Centro di Studi per la Regolazione Naturale della Fertilità / Università Cattolica S. Cuore – Roma) bestätigte, dass die Natürlichen Methoden der Empfängnisregelung sich für die Fruchtbarkeitsdiagnostik eignen. Das Studienzentrum in Rom beschäftigt sich seit über 25 Jahren auf nationaler und internationaler Ebene mit der Verbreitung und der wissenschaftlichen Forschung der Billings-Methode. Bereits schon das Erlernen der Natürlichen Empfängnisregelung kann Paaren helfen, welche mit Problemen der Unfruchtbarkeit kämpfen. Wo sich medizinische Massnahmen als notwendig erweisen, eignet sich die Billings-Methode auch, um die Wirksamkeit der Therapien zu überprüfen.
Die moderne Natürliche Empfängnisregelung (nicht zu verwechseln mit der überholten Methode von Knaus-Ogino) gibt der Frau die Möglichkeit, die fruchtbaren und die unfruchtbare Tage in ihrem Zyklus sicher zu erkennen. Aus dieser Erkenntnis heraus, kann das Ehepaar eine verantwortliche Entscheidung treffen in der Frage der Weitergabe des Lebens.

Christoph Casetti
Chur, 14. November 2004


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